Der Kaufmannsladen in der Alten Dorfstraße 46
lda Borrs (geboren 1910), Tochter von dem selbstständigen Reet- Dachdeckermeister Fritz Borrs in Meddewade, ging nach der Schule zu Paul Danger (Schwartau-Hof) „in Stellung“. Auf dem gegenüberliegenden Hof von Heinrich Behnk diente Paul Saggau aus Ruhwinkel. Man fand Gefallen aneinander. Was lag näher, als sich zusammenzutun und an eine Heirat zu denken? Zunächst wurde noch einmal der Arbeitsplatz gewechselt. Hilda Borrs ging nach Bargerhorst/ Elmenhorst und Paul Saggau nach Bargteheide. Hilda Borrs’ Dienstherr fragte sie eines Tages, ob sie nicht mit ihrem Verlobten ein Milch- und Feinkostgeschäft in Hamburg eröffnen wollte.
Dazu hatte Hilda Borrs große Lust. Sie heiratete Paul Saggau und eröffnete mit ihm in Hamburg ihren ersten Milch- und Feinkostladen in der Angerstraße, den zweiten später in Hamburg Dulsberg, Probsteier Str. Das Geschäft lief gut, es kam Sohn Werner 1934 zur Welt.
Der zweite Weltkrieg zerstörte das gesicherte Leben in Hamburg. 1943 wurde das Geschäft von Bomben getroffen. Übrig blieb ein Trümmerhaufen. Die Familie floh aus Hamburg und fand Unterkunft im elterlichen Haus in Meddewade.
Ohne Kaufladen konnte Hilda Saggau nicht sein. Der hatte ihr Leben in Hamburg ausgefüllt und einen Kaufladen wollte sie auch in Meddewade wieder haben.
1949 Hilda Saggau vor dem Stubenladen
Ende der 1940er Jahre eröffnete sie einen kleinen Laden im väterlichen Haus. Seit 1951 war sie Besitzerin der ehemaligen Katenstelle. Ihr Mann besorgte die Landwirtschaft, denn zu dem Haus gehörten 1,56 ha Land in Meddewade und zusätzliches Land in Sehmsdorf. Drei Kühe, ein Pferd, Schweine, Gänse, Enten, Hühner und Kaninchen sicherten zusätzlich den Lebensunterhalt.
1961 erfolgte durch Umbau eine Vergrößerung des Geschäfts. Man schloss sich der Handelskette EDEKA an. In einem zweiten Umbau 1973 wurde das Geschäft als Selbstbedienungsladen nach den Wünschen der Kunden umgestaltet. 1966 starb Paul Saggau.
1961 nach der Vergrößerung der Geschäftsräume wird es EDEKA
1967 übernahm Schwiegertochter Gisela als Einzelhandelskauffrau das Geschäft. Ihre Schwiegermutter half tatkräftig weiter mit, denn nebenher zog Gisela Saggau ihre drei Söhne Volker, Dirk und Stefan auf. Ihr Mann, Werner Saggau, hatte nach der Schule das Bäckerhandwerk erlernt und arbeitete in der Paech-Brotfabrik. Neben der Schule und in den Ferien halfen abwechselnd junge Mädchen aus Meddewade, dass alles in der Familie und im Geschäft klappte. Damit verdienten sie ein kleines Taschengeld.
Ein Geschäft auf dem Lande bedeutete praktisch keinen Feierabend. Zwar gab es geregelte Öffnungszeiten, von 8 – 18 Uhr, aber wer etwas brauchte, bekam es auch um 20 oder 22 Uhr und sonntags. Als bei der Schneekatastrophe 1978/1979 Meddewade wie so viele Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten war, waren Regale und Kühltruhen im Geschäft völlig leer gekauft worden, obwohl sie mit einer Sondergenehmigung Ware aus Lübeck von der EDEKA-Zentrale holen konnten.
Mit 79 Jahren gab Hilda Saggau ihre Arbeit im Geschäft auf. Für Gisela Saggau war es nicht zu schaffen, den Kaufladen alleine weiterzuführen. Am 30. April 1990 wurde das Geschäft geschlossen.
Die Geschäftsräume wurden zu Wohnungen umgebaut.
Für die Meddewader blieb Hilda Saggau „die Geschäftsfrau von Meddewade“, bist sie am 04.12.2006 verstarb.
Literatur: Meddewade Chronik eines Dorfes im Kreis Stormarn von Doris und Eckhardt Moßner und Hans-Werner Hillers 2004.
Hans-Werner Hillers, Dorfchronist